Ich kann mich gut an einen Fall erinnern:
In meiner Weiterbildung für kardiale Bildgebung stand ein Patient Anfang 50 mit einer echokardiographisch leichtgradig reduzierten Pumpfunktion vor mir - ohne dass man die Ursache finden konnte. Sowohl nicht-invasive als auch invasive Untersuchungen wurden durchgeführt, ohne Ergebnis.
Daher sollte letztenendes mit einer MRT-Untersuchung geklärt werden, ob die LV-Pumpfunktion tatsächlich reduziert war. Schließlich stellte sich heraus, dass dies nicht der Fall war und seine EF (Ejection fraction/Globale systolische Pumpfunktion) völlig normal. Alle vorhergehenden Untersuchungen zur Klärung der fälschlich diagnostizierten EF-Reduktion sind also unnötig gewesen.
Bei der EF-Messung müssen generell mehrere Punkte berücksichtigt werden.
Wir sprechen heute über die Top 3 Fehler bei der EF-Messung im klinischen Alltag:
Fehler Nr. 1: Bildqualität
Für die Messung wird eine ausreichende Abgrenzung des Endokards im linken Ventrikel benötigt. Wenn die apikalen Schnitte viel mit Artefakten überlagert sind, dann ist die Konturenabgrenzung des Endokard erschwert. Dies kann der Fall sein, wenn z.B. der Patient nicht ausreichend gelagert werden kann oder die Atemkommandos nicht gut umsetzen kann. Auch seitens des Untersuchers können natürlich Fehler und Lücken beim Thema Sondenhaltung, -führung und Gerätebedienung bestehen, die die Bildqualität beeinträchtigen.
Fehler Nr. 2: Nicht die korrekten Schnitte
Für die korrekte Messung ist es leider nicht ausreichend, dass das Bild hell genug ist und die Konturen abzugrenzen sind. Hier geht es weiter mit der Kenntnis der einzelnen Schnittebenen und deren korrekter Ausführung. Wenn der linke Ventrikel zu klein geschnitten ist, ist die Messung natürlich falsch. Der Grund ist das unterschätzte Volumen des LV, welches wir für die Berechnung benötigen.
Die LVEF wird in mindestens zwei Ebenen beurteilt und deshalb sollen alle apikalen Schnitte korrekt dargestellt werden.
Fehler Nr. 3: Falsche Wahl des Messkonzepts
Eines meiner Lieblingsthemen bei der EF. Wann sollte ich was machen: EF nur visuell schätzen – selbst messen – Auto-EF-Messung?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um zum Ergebnis zu kommen und im Befund eine Aussage bezüglich der LVEF zu treffen.
A. Man kann bei der Beurteilung der LVEF visuell schätzen, ob sie normal ist oder eingeschränkt und wie weit sie eingeschränkt ist.
B. Man kann messen nach entsprechenden Vorgaben und in mindestens zwei Ebenen abgleichen. Die gemittelte Zahl entspricht der EF.
C. Man spart sich all die Mühe und lässt die Software arbeiten und die EF messen. Die Zahl kann einfach übertragen werden.
Um eine korrekte Messung durchzuführen, ist es wichtig, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Anwendungsmethoden zu kennen.
Methode A = EF visuell schätzen:
geht schnell, ist aber ungenau und man kann bei komplexeren Fällen auch vollständig daneben liegen
Methode B = EF manuell messen:
ist genau und zuverlässig, wenn man es richtig macht, aber es nimmt viel Zeit in Anspruch und es muss in mehreren Ebenen gemessen werden
Methode C = Auto-EF-Messung:
spart Zeit, aber die Genauigkeit hängt von der Bildqualität ab und der Wert muss dennoch überprüft werden
Was machen wir also jetzt? Alle drei Methoden anwenden kann man sich zeitlich eher selten leisten…
Meine Empfehlung basierend auf langjähriger Erfahrung:
Verwende standardmäßig Methode A für eine rasche Schätzung, gefolgt von Methode B für eine genaue Messung.
Wenn die Zeit knapp ist und die EF rein visuell geschätzt wird, verzichte auf den Genauigkeitsanspruch und gebe stattdessen einen Schätzwert an (ein Bereich zwischen zwei Zahlen).
Wenn die Bildqualität ausreichend ist, empfehle ich die Auto-EF-Messung mit anschließender Kontrolle und ggf. manueller Korrektur.
Fazit:
Die linksventrikuläre Pumpfunktion wird bei jeder Untersuchung beurteilt und interpretiert. Die Abweichung von der Norm hat direkte therapeutische Konsequenzen für den Patienten. Es ist wichtig, die Fehlerquellen zu kennen, damit die Messung korrekt durchgeführt und interpretiert wird.